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Berufung

  • von

„Per aspera ad ABI“. Der clevere Schriftzug auf meinem T-Shirt verkündete, dass ich durch Widerstände und Unwegsamkeiten hindurch die Allgemeine Hochschulreife erlangt hatte. Das langjährige Ziel war erreicht, der Schlüssel in die akademische Welt der Universitäten war in meiner Hand! Und gewiss: Ich wollte studieren, forschen und in all die aufregenden Themengebiete eintauchen, die mich bewegten!…

Nur stellte sich Ernüchterung ein, als ich die Tabellen über die in Deutschland angebotenen Studiengänge durchforstete: Es war keiner darunter, der auf meine Interessen zugeschnitten war. Auf keinen Fall wollte ich meine kostbare Lebenszeit mit halbherzigen Inhalten ausfüllen. – Doch Arbeitsberatungen, Berufsinformationszentren, nichts dergleichen konnte mir einen nützlichen Hinweis geben. Ich musste es auf anderen Wegen versuchen.

So hatte ich über eine Frau gelesen, die lediglich anhand des Namens einer Person Aussagen treffen konnte über Aufgabe, Sinn und Entwicklungen im Leben des Betreffenden – auch hinsichtlich seines Berufes!

Das stieß bei mir natürlich auf starke Resonanz. „Nomen est omen“, der Name ist Hinweis, sagt eine alte Weisheit, und so war ich sehr neugierig geworden, worauf denn mein Name wohl hinwies…

Es war Ende Juli 1992, ich hatte gerade einen Ferienjob in einem Kaltwalzwerk angetreten, als mich per Post eine Kassette erreichte. Komplett weiße Einlage, keine Beschriftung, man hätte meinen können, sie wäre unbespielt.

In freudiger Erwartung legte ich sie am Abend in meine Hifi-Anlage ein, setzte mir Kopfhörer auf und lauschte gespannt.

Rauschen… Langes Rauschen… Sollte sie tatsächlich leer sein?…

Dann drang eine warme, weibliche Stimme in meine Ohren:

Karmagramm für Claas Fischer.“

Mit „Karmagramm“ bezeichnet die Journalistin Angelika Hoefler ihre aus der Zahlenkabbalistik abgeleitete Namensinterpretation. Grundlage dafür sind die 22 Grundbuchstaben des hebräischen Alphabets. Jeder dieser Buchstaben besitzt dabei – als Repräsentant eines Verbindungsweges im kabbalistischen Lebensbaum – ganz spezifische Eigenschaften und Kräfte. Demzufolge besteht ein Wort aus einer bestimmten Anordnung und Ansammlung von zusammenwirkenden Einzelcharakteren. Durch seinen Namen ist der Mensch mit einem solchen Kräftegefüge verbunden. Es stellt für ihn ein Potential dar, das – teilweise oder vollständig – in seiner Persönlichkeit Niederschlag finden kann.

Ich schluckte nun. Es ging um mich…

Ich werde Ihnen nun auf der Basis der von mir entwickelten ‚Karma-Kabbalistik’ etwas zu Ihrem Namen und Ihrem Leben sagen. Karma heißt ‚Tun’, und ich werde Ihnen also sagen, was zu tun Sie sich in diesem Leben vorgenommen haben, welche Aufgaben sich Ihnen damit stellen und welche Möglichkeiten Sie haben, diese Aufgaben auch zu erfüllen.“

Mir gefiel die Deutlichkeit und Ruhe in der Aussprache.

Die Grundintention, die Sie in dieses Leben geleitet hat, ist, dass Sie Ihre Spiritualität weiter und weiter entfalten, aktiv leben und hier auch Impulse an andere Menschen weitergeben wollen.“

Ich war starr vor Erstaunen. Dieser Satz drückte so präzise aus, was ich tief in mir spürte, dass es mir fast unheimlich war…

Sie sind ein junger Mensch und können dies erst einmal in den ‚Unterformen’ leben: in der Kunst, in der Kultur, in der Kreativität. Aber letztlich entfließt dies alles der Spiritualität, und ich denke hier werden Sie es auch leben wollen, zumal Sie eine sehr ausgeprägte Linie für das ‚alte Wissen’ haben.“

Ich nickte zustimmend, während mir meine künstlerischen Projekte der letzten Zeit durch den Kopf schossen:

  • „Unvergessenes Erlebnis“, ein Roman, an dem ich seit sieben Jahren schrieb, über die fiktive Entführung zweier Jungen und ihren übernatürlichen Helfer,
  • meine Kurzfilme aus dem vergangenen Jahr, darunter „Welcome to Earth“ über eine kleine, grüne Schildkröte, die auf die Erde fällt, dort ihre Abenteuer besteht und nach dem Tod winkend den Planeten wieder verlässt; und „Die gleiche alte Knochenmühle“, der bei einem regionalen Filmwettbewerb sogar den dritten Platz belegt hatte,
  • meine „Record-Rack“s, eine große Sammlung selbstgebastelter Radiosendungen mit eingestreuten Beiträgen eigener musikalischer Darbietungen,
  • und natürlich die Tatsache, dass ich seit Anfang des Jahres Gitarre spielte!

Auf ihrem Lebensweg wird es grundlegende Veränderungen geben, aber sie dürfen davon ausgehen, dass alles, was sie bis zu dieser Veränderung tun, ebenso richtig ist, vielleicht so etwas wie ein notwendiger Umweg ist, weil Sie auf diesem Umweg Informationen bekommen, die Sie für später brauchen. Ihre Aufgaben werden sich wandeln, Ihr Weg wird sich wandeln, und dennoch werden Sie hier sehr gut geführt, dass die Dinge ineinander greifen, dass es richtig ist. Es ist wichtig, dass alles das, was Sie tun, mit Ernsthaftigkeit getan wird. Sie brauchen das ganz klar als eine Art Ausbildung.“

Diese Vorstellung gefiel mir, versprach sie doch nach einer relativ gleichförmigen Schulzeit eine Menge Abwechslung in meinem Leben! Und es sollte sich bewahrheiten: In den kommenden Jahren sollte ich jede Richtung, die ich einschlagen würde, nach einem oder zwei Jahren wieder ändern, um zu ganz neuen Ufern aufzubrechen – stets getrieben von diesem mächtigen Gefühl: ‚Da muss es noch mehr geben!’…

Sie werden sich sehr auf Menschen einlassen, eine gute Menschenkenntnis erwerben, und da Sie sehr positiv denken und handeln, werden Sie im Leben anderer Menschen etwas bewirken dürfen, was ihnen hilft, aus schwierigen Situationen herauszufinden. Hier werden Sie vielleicht eine Art Pionier sein, mit sehr viel Disziplin und eigenen Ideen umgehen und auch im Grunde etwas reformieren. Sie werden mitarbeiten können – und das liegt in ihren Interessen – an einem sozialen Thema, an einer sozial geprägten Arbeit, wo Sie helfen, Impulse zu geben und durch diese Impulse auch etwas verändern. Das ist ein Interessengebiet von Ihnen oder wird es sein und ist in Verbindung zu sehen mit der Spiritualität. Es ist im karmischen Sinne Ihr ‚Beruf’.“

Ich war verblüfft. Es stimmte zwar, als positiver Denker war ich entlarvt. Aber mich auf Menschen einlassen? Das war mir doch sehr fremd. Als Individualist scheute ich mich eher vor dem Gedanken. Ich hatte meine Leute, mit denen ich meinen Umgang pflegte, und das reichte mir. Was sollte ich da an sozialen Themen arbeiten?

Und doch: War da nicht tief in mir dieser Wunsch, anderen Menschen etwas Besonderes zu geben? War da nicht diese grundlegende Motivation, einen Beitrag zum Besseren auf dieser Welt zu leisten? Versteckte ich mich nicht vielmehr hinter diesem Einzelgänger-Image, weil ich fürchtete, mich der Negativität der Menschen auszusetzen?

Sie werden hier sehr intensiv arbeiten müssen an sich selbst und in sich hineinlauschen; denn was Sie tun, wird Ihnen die Möglichkeit geben, im Leben anderer etwas zu bewirken, was diesen Menschen Harmonie, Freude, Ausgeglichenheit und Energie gibt. Dazu bedarf es einer sehr klaren Entwicklung Ihrerseits, nicht überstreng, aber so, dass Sie ein Gefühl dafür entwickeln, was Sie wirklich wollen, und dass sie Ihren Weg ganz gerade, unbeirrt gehen, bis zu dem Punkt, wo Sie sagen: ’Ja, habe ich verstanden, und jetzt gehe ich den Weg anders oder ich gehe einen anderen Weg.’“

Ich prägte mir die Frage „Tue ich das, was ich wirklich will?“ fest ein. Sie schien mir sehr wichtig zu sein, und ich sollte sie mir in meinem weiteren Lebensverlauf noch oft stellen…

Hier zeigt es sich, dass Sie, wenn Sie die Möglichkeit haben, auch viel reisen sollten. Sie sollten Kontakte zu Menschen von außerhalb, also auch aus anderen Ländern haben. Für Sie ist dieser Austausch enorm wichtig, weil Sie hierdurch bestimmte Impulse und Informationen bekommen, die Sie wiederum umsetzen können. Was auch damit einhergeht, ist, dass sie z.B. durch Auslandsaufenthalte Begegnungen haben, die für Sie vielleicht einen Wiedererkennungscharakter haben. Diese Wiederbegegnungen sind Hilfen auf Ihrem Weg.“

Meine Auslandserfahrung setzte sich bislang aus verschiedenen Urlaubsreisen nach Spanien, Frankreich, Tunesien und Jugoslawien zusammen. Der Gedanke, mein Domizil einmal für längere Zeit ins Ausland zu verlegen, erschien mir allerdings recht verwegen, aber ich spürte, dass er etwas in mir weckte. – Die Idee, nach Amerika zu gehen, sollte auch nur noch vier Monate auf sich warten lassen…

Sie haben Ihre Entwicklungs- und Aufstiegschancen darin, dass Sie dort helfen, wo die Dinge aus der kosmischen Ordnung herausgefallen sind.

Sie werden sich durchsetzen können, weil sie sehr konstruktiv, sehr positiv sind, und Sie werden erfolgreich sein, wenn Sie Erfolg auch an andere abgeben, ihn nicht ängstlich bei sich binden, sondern andere daran teilhaben lassen.

Sie können Mut haben, in neue Situationen hineinzugehen. Denn für Sie ist das Leben in vielen Lernschichten so angelegt, dass Sie möglichst viel in diesem Leben erreichen.

Sie haben Kraft in sich, schwierigste Situationen für andere zu meistern oder ihnen hier hindurch zu helfen. Sie könnten dieses Leben im Katastropheneinsatz führen, in Bereichen, wo es um Verfolgte oder Minderheiten geht, um schwierige Krankheiten, um alles jedenfalls, das Mut und eine starke Persönlichkeit erfordert, und eine sehr gute Führung. – Die werden Sie dabei haben.“

Ich war fassungslos. Zum einen konnte ich nicht begreifen, wie diese Frau nur an Hand meines Namens so viel über meine Persönlichkeit wissen konnte. Zum anderen war ich innerlich tief ergriffen, dass sie ein Lebensbild von mir zeichnete, wie ich es mir nur in meinen kühnsten Vorstellungen ausgemalt hätte!

Dieses Karmagramm machte mich auf eine ermutigende Art und Weise sehr glücklich. Zwar konnte ich es zum damaligen Zeitpunkt noch nicht in seiner gesamten Reichweite erfassen, aber es gab mir viel Kraft, an mich zu glauben und mein Leben zu leben.

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